Leadership und Power
Nicht immer gehen Leadership und Power Hand in Hand. Es gibt Zeiten, da fühlt sich die Führungsposition weder kraftvoll noch kraftspendend an. Nur mit hoher Selbstdisziplin ist es dann möglich, seine Leadership Performance aufrecht zu erhalten. Als Führungsperson hat man gewöhnlich nicht nur hohe Ansprüche und Erwartungen an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch an sich selbst. Sie, als Führungsperson, spüren besonders dann die hohe Verantwortung gegenüber der Organisation und den Menschen. Der Kapitän ist der Letztverantwortliche, da gibt es sonst niemanden mehr. Und diese Letztverantwortung ist manchmal schwer zu ertragen, vor allem, wenn das Versagen nicht auf die Führungsperson zurückzuführen ist. Natürlich passieren dort, wo gearbeitet wird, Fehler. Für manche Fehler werden Sie als Führungsperson zur Verantwortung gezogen, obwohl Ihr Anteil daran vielleicht gegen Null geht. Ist das gerecht?
Und diese Frage nach der Gerechtigkeit ist eine ganz persönliche, mit der die Führungsperson umgehen muss (vgl. Felix Heidenreich, Theorien der Gerechtigkeit). Dabei tun sich mehrere Möglichkeiten auf, damit umzugehen. Einerseits kann der Kapitän das Mannschaftsmitglied “über die Planken” gehen lassen. Diese Möglichkeit steht modernen Führungspersonen erfreulicherweise nicht zur Verfügung. Andererseits kann die Führungsperson die Schuld auf sich nehmen, Asche auf ihr Haupt streuen und darüber reflektieren, ob es nicht doch ihr eigenes Versagen sei, das zu dem Fehler geführt hat. Das ist zwar löblich und manchmal auch “gerecht”, doch nicht immer und zu jeder Zeit.
Im professionellen Umgang wird die Antwort wohl komplexer und individueller ausfallen müssen.
Aber um auf das Gefühl der persönlichen Kränkung zurückzukommen: Wir Führungspersonen müssen lernen, mit persönlichen Kränkungen, wie dem Gefühl der Ungerechtigkeit souverän umzugehen, und zwar wesentlich mehr als dies von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erwartet wird. Das kostet Kraft und dazu brauchen wir ein Ventil, oder wie es John Strelecky bezeichnet “einen persönlichen Spielplatz”. Ob dieser persönliche “Spielplatz” die Familie ist, in der wir Kraft tanken, oder ein besonders Hobby, oder etwas anderes, das uns glücklich macht und in den Flow bringt, ist äußerst individuell zu sehen, genauso wie die Art der Emotion, die wir für Ungerechtigkeit empfinden.