Einmal ohne Leadership

Stellen Sie sich vor: Sie nehmen an einer Veranstaltung teil. Nicht in Ihrer Funktion und nicht in Ihrem Thema. Einmal ohne Leadership. Einfach nur interessierter Teilnehmer/ interessierte Teilnehmerin. Niemand auf der Veranstaltung kennt Sie, niemand weiß von Ihrer Führungsposition und auch nicht von Ihrer Profession. Sie sind auf einer Veranstaltung, deren Thema Sie nicht einmal ansatzweise kennen oder etwas darüber wissen. Der Kapitän, der an einem Gartenbaukongress teilnimmt.

Ein seltsames Gefühl, das mich beschleicht auf dieser Veranstaltung. Ein wenig zurückversetzt in die Vergangenheit, zu Beginn der eigenen Profession oder in deren Ausbildung. Im ersten Moment kann ich es noch gar nicht fassen: Einmal ohne Leadership, keine Verantwortung, weder inhaltlich noch organisatorisch. Einfach nur beobachten und bestenfalls genießen. Sich auf eine neue Situation und auf neue Menschen einlassen. Keine Rolle zu spielen und spielen zu müssen. Keine Rolle zu spielen, im wahrsten Sinn des Wortes. Auch keine Aufgabe zu erfüllen, nicht netzwerken zu müssen. Oder natürlich auch nicht zu dürfen? Ersetzen wir doch müssen durch dürfen.

Die Erfahrung ist für mich sehr aufschlussreich. Ich genieße den Tag ohne Leadership, merke aber, dass ich ganz gerne in der Leadership bin, sonst hätte ich mich wohl  nicht für meine Funktion beworben.

Wir, als Führungspersonen, übernehmen grundsätzlich gerne Verantwortung, wir lieben es zu gestalten und zu steuern, Visionen zu entwickeln und ein Stück weit “freigeistig” und unabhängig innerhalb unserer Organisation zu sein. Wir lieben es, Entwicklungen voranzutreiben und Menschen zu führen.

Das alles ist mir an diesem Tag wieder sehr bewusst geworden. Daneben hatte ich noch Gelegenheit, aus der Beobachterrolle heraus, Führungspersonen und Menschen in ihrer professionellen Performance zu sehen und zu reflektieren.

Eines ist mir wieder klar geworden, egal, um welche Organisation es sich handelt, die Mechanismen im Umgang miteinander gleichen sich, wie ein Ei dem anderen, nur die Themen sind unterschiedlich.