Leadership und Erwartungen
Leadership hat auf vielfältige und komplexe Weise mit Erwartungen zu tun. Da sind einmal die Erwartungen an sich selbst. Voller Einsatz, guter Umsatz, positive Entwicklungen in Gang bringen und am Leben erhalten, verbessern von Betriebsabläufen und Arbeitsbedingungen, zufriedene Stakeholder, jederzeit Herr der Lage, etc. etc. Hohe Erwartungen an sich selbst sind gut und wichtig, Sie als Führungsperson führen nicht so sehr durch Befehlshoheit, mehr durch Ihr eigenes Vorbild. Nicht zuletzt gilt der Spruch: “Der Kapitän verlässt als letzter das Schiff.”
Bei den hohen Erwartungen an sich selbst ist aber auch Vorsicht geboten. Wenn man seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügt, erzeugt man Unzufriedenheit und unnötigen Druck für sich selbst. Der Drang zum Perfektionismus brennt nicht selten aus. Mein Führungskräftecoach hilft mir dabei, die Vorzeichen zu erkennen und erlaubt mir dabei, einfach nur einmal gut statt ausgezeichnet und perfekt zu sein. Die Erwartungen des Systems sind ohnehin nie erreichbar. Günther Funke sagt: “Mehr geht nicht, echt nicht. Es geht nur anders.”
Die erste Hürde oder Gratwanderung als Führungsperson ist also die Balance zwischen eigener Erwartungshaltung und dem tatsächlich Möglichen.
Hohe Erwartungen an Führungspersonen haben aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Verständnis und Geduld sind gewöhnlich keine Größen, die Mitarbeiter mit Ihrem Chef haben. Sie erwarten ein Funktionieren in der Funktion. Außer, die Kultur, die Sie selber ihnen gegenüber pflegen, ist davon geprägt, dann kann es durchwegs auch sein, dass Sie selbst darauf zurückgreifen können. Erwarten Sie das aber nicht grundsätzlich! Denken Sie daran, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer nur einen kleinen Ausschnitt Ihrer Arbeit wahrnehmen und daher den Umfang Ihrer Arbeit und die Größe Ihrer Verantwortung nur erahnen können, und möglicherweise nicht einmal das. Daher wird es ihnen nicht möglich sein, Ihre Beweggründe zu verstehen.
In meiner Rolle als Führungsperson möchte ich keinesfalls von meinen hohen Erwartungen an mich selbst abweichen, ich habe aber für mich selbst den Begriff der “wachsamen Sorge” entdeckt und schaue mit diesem Blick immer wieder auf mich.
Ja, das sehe ich ähnlich. Danke für den Beitrag. Und oftmals ist anstatt ein hohes „Selbstwertgefühl“ ein hohes „Selbstmitleid“ (=“Self-Compassion“; insbesondere bei Führungskräften) wirksamer und besser. Siehe dazu z.B. die folgende Metastudie, die dem Evidenz liefert: http://self-compassion.org/wp-content/uploads/publications/SCS-German.pdf
Danke für deinen Kommentar und den Link zur Studie.
Self-Compassion und Selbstfürsorge sind, wenn auch in unserer Kultur und Erziehung eher negativ behaftet, wichtige Instrumente in der 2gesunden” Leadership.