Leadership und Selbstfürsorge
Liebe Führungkräfte! Sie alle kennen das wahrscheinlich? Diesen Flow in der Arbeit. Sonst wären Sie wohl nicht so weit gekommen. Dieses Aufgehen in der Tätigkeit, nicht nur, wenn etwas gut gelingt, auch wenn Schwierigkeiten auftreten. Wir sind “Macher”, lösen Probleme, gehen und suchen neue Wege in der Effizienz, und der Fluchtgedanke ist, wenn er überhaupt einmal angesichts der Aufgabe hochkommt, bald wieder beiseite geräumt.
Sechs Tage Bergwandern in Südirland (diesmal keine Metapher zum Meer und der Schiffahrt…) haben mir eines wieder vor Augen geführt. Der Flow ist gut, aber auch mit Vorsicht zu genießen. Den Schafen auf den Fjells ist es herzlich egal, was ich arbeite und welche Verantwortung ich trage. Sie beäugen mich misstrauisch, vielleicht halten sie mich für verrückt, jedenfalls halten sie gehörig Abstand und flüchten, wenn ich ihnen zu nahe komme.
Für mich in der einsamen Landschaft spüre ich, wie die Selbstfürsorge wirksam wird. Wie wenig es mich an Energie kostet, einfach nur zu sein. Vor allem, weil die Orientierung im Gelände meine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt: keine Wegweiser, oft nicht einmal ein Weg. Ich greife auf meine ureigensten Kompetenzen und mein Know how zurück, um mich nur mit mir selbst zu beschäftigen. Ich achte bei jedem Tritt auf meine eigene Sicherheit und meine Orientierung. Alles, was ich an diesem Tag brauche, habe ich in meinem Rucksack für mich mit: Wasser, Essen, Regenjacke, Haube …
Dieser Rucksack begleitet mich auch in meiner Arbeit, dort allerdings anders gefüllt: mit schönen Erinnerungen an die Eindrücke der Reise, mit dem Gefühl, aus der Distanz unangenehme Dinge weniger wichtig nehmen zu können, und mit dem Gefühl, wenn ich nur auf mich höre, mich auf mich verlassen zu können.
Auf sich selbst zu hören, hat wohl auch alle großen Pioniere der Weltgeschichte dazu motiviert, widrigsten Umständen zu trotzen und an ihren Ideen dranzubleiben.
Eine solche Idee muss es jedenfalls immer sein, für sich selbst gut zu sorgen.